Im Interview
GZ: Yasmin, du warst von Anfang an mit dabei, damals noch als Beraterin. Wie hat alles begonnen?
Yasmin: Initiiert wurde das Projekt von der Stadt Wien MA17, die an das Integrationshaus herangetreten ist und angefragt hat, ob wir ein Projekt umsetzen könnten, wo Jugendliche mit Migrationshintergrund beim Übergang von der Schule in eine berufliche Ausbildung unterstützt und betreut werden könnten. Unsere damalige Geschäftsführerin Andrea Eraslan-Weninger hat gemeint: Wir machen das! Die Vorbereitungsphase war sehr intensiv, weil wir in kurzer Zeit Workshops zu verschiedenen Themen sowie auch Beratungs- und Nachhilfemodule entwickeln mussten. Am 1. April 2009 war dann der Startschuss an drei Schulstandorten im 11., 15. und 22. Bezirk mit drei Berater*innen für die 7. und 8. Schulstufe. In diese Phase ist auch die Namensgebung gefallen: m.o.v.e. on steht für motivieren, orientieren, vitalisieren und empowern. Mit dem Slogan sind wir damals an die Schulen gegangen. Am Anfang war da viel Skepsis da, aber auch große Freude über ein neues Angebot. Seit 2012 wird das Projekt vom Sozialministeriumservice (vormals Bundessozialministerium) gefördert.
GZ: Und wie hat sich das Projekt zu dem entwickelt, was es heute ist?
Mario: Es gab eine kontinuierliche Vergrößerung des Teams und der Anzahl der Jugendlichen, die wir betreuen – wir haben jetzt 26 Jugendcoaches und betreuen mehr als 2.500 Jugendliche an 30 Pflichtschulen –, aber auch eine inhaltliche Verbreiterung wie zum Beispiel durch die Beratung von außerschulischen Jugendlichen, die Ausweitung auf die AHS oder die „Ausbildung bis 18“ (Anm.: die gesetzliche Ausbildungspflicht für alle Jugendlichen unter 18). Dazu gibt es auch zahlreiche Pilotprojekte, zu denen wir angefragt und die durch uns getestet wurden. Das zeigt, dass unsere Expertise sehr angesehen ist.
GZ: Was hat sich inhaltlich bei eurer Arbeit in den Jahren geändert?
Yasmin: Der Fokus zu Beginn war, Workshops anzubieten, von denen möglichst viele Jugendliche profitieren. Wir sind dann aber darauf gekommen, dass das nicht ausreicht, sondern dass wir viel mehr und stärker in die Einzelberatung gehen müssen, für alle Jugendlichen ab dem letzten Pflichtschuljahr. Der Perspektivenplan und das Schnittstellenmanagement, damit der Übergang zwischen Pflichtschule und einem nachfolgenden Bildungsangebot auch wirklich glückt, sind damit stark in den Fokus gerückt.
Mario: Das Schöne an dem Projekt ist, dass die Jugendlichen oft erstmals das Gefühl haben, dass es jemanden gibt, der sich Zeit nimmt, wo sie über ihre Wünsche, Interessen, Sorgen und Pläne reden können. So wissen wir dann auch, wo wir ansetzen müssen, damit die Jugendlichen wieder kommen.
GZ: Wie schauen da die einzelnen Schritte mit den Jugendlichen aus?
Yasmin: An den Schulen beginnt die Kontaktaufnahme schon zu Schulbeginn im Herbst, wo wir gemeinsam mit den Lehrer*innen der 4. Klassen Gespräche führen, welche Jugendlichen sich gut für das Jugendcoaching eignen und Unterstützung benötigen würden. Dann organisieren wir Startworkshops, wo wir den Jugendlichen in kleinen Gruppen vermitteln, was wir machen, was das Ziel ist, und was wir anbieten können. Danach starten wir mit den Erstgesprächen über die berufliche Zukunftsplanung. Wenn es da noch keine richtige Idee gibt, vereinbaren wir, dass wir sie ein Stück lang dabei begleiten. Die Beratung läuft dann so lange wie es braucht, um eine passende Zukunftsperspektive zu entwickeln. Wichtig ist, dass die Jugendlichen freiwillig zu uns kommen, weil nur dann nachhaltige und langfristige Entscheidungen getroffen werden können.
GZ: Was sind so die größten Erfolge der letzten 15 Jahre?
Mario: Wir sind stolz darauf, dass wir viel Wertschätzung für unsere Arbeit erhalten. Und es gibt auch immer Direktor*innen, die sich für die gute Zusammenarbeit bedanken. Aber schöne Erfolge sind vor allem, wenn der Sprung in eine höhere Schule geschafft wird oder ein Lehrplatz in Aussicht ist. Da sieht man, dass es fruchtet, wenn man dranbleibt!
Yasmin: Bei mir hat sich gerade ein junger Mann gemeldet, der 2013 bei uns im Jugendcoaching war. Er hat sich dafür bedankt, dass wir ihn damals motiviert haben, nicht die von den Eltern gewünschte Kochlehre zu machen, sondern eine HTL zu probieren. Mittlerweile hat er fertig studiert und arbeitet erfolgreich im IT-Bereich. Und jetzt würde er gerne etwas tun, um unser Projekt zu unterstützen. Das freut uns schon sehr!
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