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Aufbruch und Neubeginn im fortgeschrittenen Lebensalter

Seit einiger Zeit stehen im Integrationshaus neben den Kinderwägen der geflüchteten Familien auch immer mehr Rollstühle und Rollatoren. Wir sehen, die Gruppe der geflüchteten Menschen und Vertriebenen ändert sich. Ihre Bedürfnisse ändern sich. Und ihre Anforderungen an bestmögliche Betreuung ändern sich. Für ältere Menschen ab 60 Jahren ist die Flucht mehrfach herausfordernd. Die Belastungen der Flucht sind für sie oft besonders schwer zu bewältigen. Im Integrationshaus erleben wir, dass ältere Geflüchtete aufgrund ihrer besonderen Bedürfnisse eine verstärkte Aufmerksamkeit und maßgeschneiderte Unterstützung benötigen.

Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ist die Gruppe der älteren Geflüchteten stark gewachsen. Unser Team stellte sich rasch darauf ein, dass vor allem die gesundheitliche und psychosoziale Betreuung und Beratung verstärkt werden mussten. Um so rasch wie möglich wieder selbständig leben und sich in die Gemeinschaft einbringen zu können, benötigen auch Senior*innen Unterstützung dabei, ihre Fähigkeiten und Kapazitäten zu erkennen. Eine intensive psychosoziale Betreuung ist dafür notwendig, die von Sozialarbeiter*innen, Bezugsbetreuer*innen und Psycholog*innen geleistet wird. Das bedeutet einen höheren Betreuungsaufwand durch die vermehrte Begleitung zu Arztterminen, zusätzliche Fahrtkosten, einen höheren Zeitaufwand durch erhöhten Gesprächsbedarf, aber auch die verstärkte Betreuung der Angehörigen, die durch die Situation stark belastet sind. Eine Arbeit, die wir selbstverständlich leisten, deren Kosten aber nur teilweise durch Fördermittel abgedeckt sind.

Seit Jahren stellen uns die unterschiedlichen Gruppen geflüchteter Menschen vor besondere Herausforderungen. Waren es zu Beginn vor allem Familien, sind es mittlerweile auch Alleinerzieher*innen, chronisch Kranke und Traumatisierte, unbegleitete minderjährige Geflüchtete, junge Erwachsene und eben auch ältere Menschen. Die weltweite Fluchtbewegung schlägt mitten im Integrationshaus auf. Sie erfordert große Anstrengungen, um alle individuell bestmöglich zu betreuen, damit sie so rasch wie möglich ein selbständiges Leben aufbauen können. Dafür benötigen wir auch dringend Unterstützung seitens der Politik – sowohl vom Land als auch vom Bund. An den kommenden Nationalrat und die neue Bundesregierung appellieren wir daher sehr eindringlich, sich gemeinsam für eine zeitgemäße und vernunftgeleitete Asyl- und Integrationspolitik einzusetzen. Nur gemeinsam können wir es schaffen – für Menschenrechte und Demokratie.

Helfen Sie uns weiterhin mit Ihrer Spende, damit wir geflüchtete Menschen bestmöglich auf dem Weg in ein selbständiges Leben begleiten können, egal welchen Alters, welchen Geschlechts und welcher Herkunft!

Geschäftsführer*innen Susanne Lettner & Martin Wurzen­rainer mit Bewohner*innen des Integrationshauses.

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