Offener Brief für die Demokratie

Foto der Demonstration "Demokratie jetzt!" 2024 vor dem Parlament in Wien, Bild: Ayham Yossef

Auch das Integrationshaus unterzeichnete den offenen Brief "Demokratie verteidigen!" und richtete mit vielen anderen den dringenden Appell an Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen, alle Regierungsmitglieder und an alle demokratischen Parteien:

 

Sehr geehrter Herr Bundespräsident Van der Bellen,
sehr geehrte Regierungsmitglieder,
an alle demokratischen Parteien,

wir stehen an einem entscheidenden Punkt in unserer Geschichte. Rechtsextreme schüren Hass gegen People of Colour, Menschen mit Migrationsbiografie und Zugehörige nicht-christlicher Religionen. Ihre gefährliche Rhetorik zielt darauf ab, Teile unserer Gesellschaft auszuschließen und zu spalten und dabei die Demokratie zu untergraben. Doch wir lassen das nicht zu! Diese Menschen sind ein integraler Teil unserer Geschichte und werden es immer sein.

Politiker*innen, die Hass gegen und die Spaltung von Antifaschist*innen, Migrant*innen, People of Colour, Klimaaktivist*innen und politische Gegner*innen fördern, muss von allen Seiten gezeigt werden, dass ihre Ideologien in unserer Gesellschaft keinen Platz haben. Das Treffen Rechtsextremer in Potsdam war auch für Österreich ein Weckruf! Wir fordern eine klare Haltung ein! Es ist für alle demokratischen Kräfte in unserem Land hoch an der Zeit, zu schauen, wo die eigene Brandmauer bröckelt und ein starkes Bekenntnis für alle Menschen abzugeben, die in diesem Land leben. Denn ein Drittel von uns hat eine Migrationsbiografie, und wir sind stolz darauf, diese Vielfalt zu repräsentieren. Unsere Grundwerte stehen vor einem Kipppunkt: Demokratie, Sicherheit, Medienfreiheit und allen voran Menschenrechte gilt es zu verteidigen.

Forderungen:

  • Verantwortung übernehmen: Gerade in Zeiten der Klimakrise, wieder aufflammenden Antisemitismus und (anti-muslimischen) Rassismus, Krieg und kaum fassbarer Ungerechtigkeiten gilt es, zusammenzuhalten und geschlossen vorzugehen, statt Unsicherheiten für den Stimmenfang zu benutzen. Die multiplen Krisen, mit denen wir konfrontiert sind, müssen endlich bekämpft werden und niemand darf dabei zurückgelassen werden. Dafür ist eine wehrhafte und belastbare Demokratie der Grundstein. Es braucht jetzt eine gesamtgesellschaftliche Transformation in eine gerechte und nachhaltige Zukunft!
  • Solidarität zeigen: Bund- und Stadtregierungen sind aufgefordert, sich solidarisch mit allen Bürger*innen zu erklären, vor allem jenen, die marginalisiert sind und von rassistischer Hetze bedroht werden. Nur eine Gesellschaft, die Vielfalt schätzt, ist eine starke Gesellschaft.
  • Wachsamkeit bewahren: Wir dürfen nicht zulassen, dass Propaganda und Rassismus in unserer Gesellschaft Wurzeln schlagen. Denn nicht nur die Rhetorik hat sich in den letzten Jahren zunehmend verschärft, sondern auch die Grenzen davon, was man öffentlich sagen kann und was als salonfähig erachtet wird, hat sich extrem verschoben. Lasst uns aus der Geschichte lernen und wachsam bleiben, um gemeinsam eine inklusive und demokratische Zukunft zu gestalten.

Was nützt es, an die Gräueltaten der Vergangenheit zu erinnern, wenn wir unsere Augen vor deren Wiederaufleben verschließen? 2024 wählt die Hälfte der Weltbevölkerung und faschistische Ideologien sind am Vormarsch. Steht mit uns auf der richtigen Seite der Geschichte, denn „nie wieder“ ist jetzt! Wir müssen gemeinsam unsere Demokratie verteidigen. Deshalb treten wir als breites Bündnis gemeinsam für eine klimagerechte Zukunft, gegen Faschismus, gegen Rassismus, anti-muslimischen Rassismus, Antisemitismus und gegen Rechtsextremismus ein! Gegen Hass und Hetze und für ein vielfältiges, friedliches, solidarisches Miteinander werden wir weiter laut sein.

Unterzeichnende inalphabetischer Reihenfolge:

  • Adis Šerifović, Bundesvorsitzender MJÖ – Muslimische Jugend Österreich
  • Agnes Zauner, Geschäftsführerin GLOBAL 2000
  • Aktivist:innen, Fridays For Future Vienna
  • Aktivist:innen, Jugendrat Wien
  • Aktivist:innen, SystemChangeNotClimateChange
  • Aktivist:innen, Parents For Future Vienna
  • Alexander Ackerl, Landesvorsitzender der Jungen Generation in der SPÖ Wien
  • Alexander Egit, Geschäftsführer Greenpeace in Zentral- und Osteuropa
  • Alexander Pollak, Sprecher von SOS Mitmensch
  • Amnesty International Österreich
  • Beverly Mtui, Chefredakteurin fresh Magazin, freshVibes und blackaustria.info
  • Brita Wilfling, Geschäftsführerin Entwicklungshilfeklub
  • Martin Kušej für das Burgtheater
  • Christian Stranz, Provinzial der Mitteleuropäischen Provinz der Steyler Missionare
  • Cornelius Obonya, Präsident der Aktion gg.d. Antisemitismus in Österreich
  • Daniel Romuald Bitouh, AFRIEUROTEXT / Projekt WIRD
  • Mireille Ngosso & Noomi Anyanwu, Sprecher:innen Black Voices
  • Erich Fenninger, Direktor Volkshilfe Österreich und Sprecher Plattform für eine menschliche Asylpolitik
  • Ester Maria Kürmayr, Schwarze Frauen Community
  • Eylem Dersim, Feykom
  • GRAS – Grüne & Alternative Student_innen
  • Hilde Dalik, Schauspielerin
  • HÖR – Hochschüler*innenschaft österreichischer Roma und Romnja
  • Ingrid Queteschiner & Lena Jäger, Obfrauen Frauen*Volksbegehren
  • Jascha Dor, Projektleitung FlüWi Österreich – WG Zimmer für Geflüchtete
  • Judith Goetz, Forschungsgruppe Ideologien und Politiken der Ungleichheit (fipu)
  • Katholische Jugend Wien
  • Kay Voges, Volkstheater-Direktor
  • Lukas Gahleitner-Gertz, Sprecher der asylkoordination österreich
  • Maria Mayrhofer, Geschäftsführerin #aufstehn
  • Martin Wurzenrainer – Geschäftsführer Verein Projekt Integrationshaus
  • Mauthausen Komitee Österreich, Vorsitzender, Willi Mernyi
  • Michael Kögl, Bundesvorsitzender Junge Generation in der SPÖ
  • Miriam Amann, Vorsitzende VSStÖ Wien
  • Natascha Strobl, Politikwissenschaftlerin und Expertin für Rechtsextremismus
  • Nora Hasan, VSSTÖ Wien – Verband Sozialistischer Student*innen
  • ÖH – Österreichische Hochschüler*innenschaft
  • ÖH BOKU – Hochschüler*innenschaft der Universität für Bodenkultur
  • ÖH Wien
  • Paul Stich, Verbandsvorsitzender, Sozialistische Jugend Österreich
  • Peter Bernscherer, Obmann PCs für alle
  • Rudi Fußi, Unternehmer
  • Rihab Toumi, Vorsitzende der Sozialistischen Jugend Wien
  • simon INOU, Initiative “Österreichische Antirassismus Tage”
  • SOS Balkanroute
  • Susanne Scholl und Monika Salzer, Omas gegen Rechts
  • Tanja Mally, managing director, epicenter.works – Plattform Grundrechtspolitik
  • Team, QUEER MUSEUM VIENNA
  • Thomas Perle, Autor und Dramatiker
  • Ursula Bittner, Sprecherin Saubere Hände – Stoppt Korruption
  • Valerie Huber, Schauspielerin und Aktivistin
  • Verde – die Grüne Schüler:innenorganisation Verde Wien – die Grüne Schüler:innenorganisation
  • Verein Flüchtlingsprojekt Ute Bock
  • Wilhelm Zwirner, Geschäftsführer Attac Österreich
  • Zara – Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit

Zum offenen Brief der Plattform "für eine menschliche Asylpolitik"

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