Kinder wieder träumen lassen

Außenansicht des Integrationshauses mit Beschriftung zu 20 Jahre Caravan

Die sozialpädagogischen Wohngemeinschaften Caravan 1 und 2 wurden im Jahr 2001 gegründet. Hier finden Kinder und Jugendliche im Integrationshaus Schutz und eine andere Form von Familie, wo sie sicher und behütet aufwachsen können. Gemeinsam mit ehemaligen Mitarbeiter*innen blickt das Integrationshaus auf 20 Jahre im Dienste für geflüchtete Kinder und Jugendliche ohne Begleitung zurück.

Miriam Lehner, eine der ersten Mitarbeiter*innen, erinnert sich: „Ich erinnere mich noch sehr gut an die Anfänge von Caravan: Ich war zufällig an dem Abend im Dienst, als der erste Jugendliche eingezogen ist, und ich weiß nicht, wer aufgeregter war, der Jugendliche oder ich.“

Angefangen hat alles als Clearingstelle, wo unbegleitete minderjährige Geflüchtete für kurze Zeit lebten, bis behördlich entschieden wurde, in welche bleibende Unterkunft sie kommen würden.

„Anfang Dezember 2001 nahmen wir 2 Buben aus Nigeria und einen russischen Jungen als erste Bewohner in Caravan auf,“ erinnert sich Otto Hollerwöger, Gründer des Projekts Caravan.

Nach zehn Jahren konnte das Integrationshaus die bis dahin temporären Wohngemeinschaften in zwei sozialpädagogischen WGs mit dem Auftrag der vollen Erziehung umwandeln. Von da an lebten unbegleitete minderjährige Geflüchtete bis zu ihrer Volljährigkeit in den Wohngruppen, wo sie mit Hilfe des mehrsprachigen Teams an Sozialpädagog*innen, Psycholog*innen und Sozialarbeiter*innen ihr eigenes Leben in Österreich selbständig aufbauten.

Die jungen Bewohner*innen in den Wohngemeinschaften werden seither rund um die Uhr versorgt. Denn zum Auftrag der vollen Erziehung gehören Aufgaben, wie sie normalerweise bei den Eltern liegen. Das bedeutet, die Kinder und Jugendlichen haben eine klare Tagesstruktur, erhalten bei Bedarf integrative Förderung, unternehmen verschiedene Aktivitäten mit den Betreuer*innen in der Freizeit und werden in den Bereichen Schule und Ausbildung unterstützt.

Die ehemalige Mitarbeiterin Dagmar Brus bringt es auf den Punkt: „Ihr seid für sie Zuhörer*innen, Nachhilfelehrer*innen, Dolmetscher*innen, Köch*innen, Geschichtenerzähler*innen, Sekretär*innen, Fremdenführer*innen, Freizeitanimateur*innen, Schwimmlehrer*innen, Telefonist*innen, Roomservice - mit einem Wort, ihr seid Familie!“

Aufgrund der geringen Zuweisung von unbegleitet minderjährigen Geflüchteten in Wien wurde in der Wohngruppe Caravan eins vor einigen Jahren das Spektrum um Kinder und Jugendliche erweitert, die nicht bei ihrer Familie leben können. Doch der Schwerpunkt blieb und liegt weiterhin bei der Unterbringung und Unterstützung für Kinder, die alleine vor Krieg, Gewalt, Terror oder Katastrophen geflohen sind.

Ernst Berger, Kinderneuropsychiater und zu Caravans Anfangszeiten Projektleiter der Stadt Wien für die kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung, weiß, wie wichtig Caravan für die Bewohner*innen ist: „Flucht und Exil bedeuten für Kinder fast immer schwere und nachhaltig wirksame Belastungen. Die Bewältigung dieser Belastungen und der dadurch verursachten Traumata hängt vor allem davon ab, ob den Kindern stabile und vertrauensvolle Beziehungen angeboten werden. Caravan, das sozialpädagogische Projekt des Integrationshauses, tut genau das.“

Im Integrationshaus leben die Kinder und Jugendlichen in Sicherheit, entwickeln gemeinsam mit den Betreuer*innen eine Zukunftsperspektive und lernen ihr Leben selbständig und eigenverantwortlich in die Hand zu nehmen.

Die sozialpädagogischen Wohngemeinschaften Caravan 1 und 2 beherbergen derzeit 18 Kinder und Jugendliche im Alter von 6 und 17 Jahren. Gefördert werden sie von der MA 11 (Wiener Kinder- und Jugendwohlfahrt), dem Fonds Soziales Wien und der Arbeiterkammer Wien.

„Als Sozialpädagoge mit langjähriger Berufs- und Leitungserfahrung hatte ich die schmeichelhafte und herausfordernde Aufgabe, diese Einrichtung turbulente und erfolgreiche 13 Jahre lang zu (beg)leiten. Ich wünsche hiermit den Mitarbeiter*innen und Bewohner*innen „Alles Gute zum Geburtstag“ und eine gedeihliche Zukunft!“, gratuliert Otto Hollerwöger.

20 Jahre Caravan

Ehemalige Mitarbeiter*innen blicken gerne auf die Zeit bei Caravan zurück und gratulieren zum 20. Jahr!

 

Dagmar Brus

Liebe Caravanteams!

Als ich 2015 in den Fachbereich Sozialpädagogik ins I-Haus kam, war ich mehr als beeindruckt von eurer Arbeit in Caravan. Jugendlichen aus so vielen unterschiedlichen Ländern und Kulturen, aus unterschiedlichsten Herkunftssystemen, mit unterschiedlichsten Fluchtgeschichten, bietet ihr ein zu Hause, in dem sie sich sicher und geborgen fühlen können. 

Ihr seid für sie Zuhörer*innen, Nachhilfelehrer*innen, Dolmetscher*innen, Köch*innen, Geschichtenerzähler*innen, Sekretär*innen, Fremdenführer*innen, Freizeitanimateur*innen, Schwimmlehrer*innen, Telefonist*innen, Roomservice - mit einem Wort, ihr seid Familie!

Es hat mich sehr bereichert, diesen Bereich der Sozialpädagogik kennengelernt zu haben und vieles, was ich durch euch gelernt und mit euch für die Arbeit mit den UMFs in Caravan 3 konzipiert habe, hilft mir in meiner jetzigen Tätigkeit, wenn es darum geht, Kolleg*innen, die noch keine Erfahrung in der Arbeit mit jungen Menschen mit Fluchthintergrund haben, Inputs zu geben, wie es gelingen kann.

Ich wünsche euch, dass ihr all das, was ihr euch für die Zukunft von Caravan wünscht, verwirklichen könnt!

 

Miriam Lehner

Ich erinnere mich noch sehr gut an die Anfänge von Caravan: Ich war zufällig an dem Abend im Dienst, als der erste Jugendliche eingezogen ist, und ich weiß nicht, wer aufgeregter war, der Jugendliche oder ich. Ich habe in den Jahren bei Caravan sehr viel gelernt, von meinen Kolleg*innen, aber vor allem von den Bewohner*innen. Es war eine sehr spannende und schöne Arbeit, auch wenn es immer wieder herausfordernde Situationen gab. Wir waren ein tolles Team mit vielen unterschiedlichen Zugängen, wir haben viel gemeinsam gelacht und manchmal auch gestritten, wir waren mit großem Engagement bei der Sache, es war uns wichtig, die Jugendlichen gut zu begleiten und zu betreuen mit all ihren individuellen Bedürfnissen und persönlichen Ressourcen. Ich denke sehr gerne an diese Zeit zurück und bin dem Integrationshaus seither immer verbunden geblieben. Ich wünsche Caravan Alles Gute zum Geburtstag und dem heutigen Team viel Freude an der immer noch so wichtigen Arbeit!

Ernst Berger

Flucht und Exil bedeuten für Kinder fast immer schwere und nachhaltig wirksame Belastungen. Die Bewältigung dieser Belastungen und der dadurch verursachten Traumata hängt vor allem davon ab, ob den Kindern stabile und vertrauensvolle Beziehungen angeboten werden. Caravan, das sozialpädagogische Projekt des Integrationshauses, tut genau das. Kinder und Jugendliche können in Wohngemeinschaften in stabilen Gruppen leben, ihr Leben in Österreich aufbauen und erlittene Traumata verarbeiten. Das Projekt Caravan war unter den Ersten, die derartige Angebote entwickelt und trotz vieler Schwierigkeiten weitergeführt haben. Dieses Bemühen kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Darum: Happy Birthday und Alles Gute!

Tobias Schagerl

Alles Gute zum Geburtstag liebes CARAVAN Team, - Projekt und allen die in den letzten 20 Jahren am Gelingen dieser großartigen Institution in der Betreuung von UMFs mitgearbeitet haben. 2004 habe ich, damals noch als FH Student, mein Langzeitpraktikum im Projekt CARAVAN absolviert und bin bis heute im Integrationshaus geblieben. Gut 6 Jahre habe ich im Projekt CARAVAN gearbeitet. Damals gab es im Chefbüro noch eine „Wohnlandschaft“ (Eckcouch), auf der Großteiles rauchend die Dienstübergaben, Afterworks, Besprechungen aller Art stattfanden. Beeindruckt hat mich damals wie heute, dass ein sehr engagiertes, diverses, professionelles Team versucht den Jugendlichen die als UMF nach Österreich gekommen sind, trotz oft sehr widriger Umstände, bei einem guten Start in einer neuen Umgebung zu helfen.

Otto Hollerwöger

Wenn diesen November das 20-jährige Bestehen der stationären Betreuungseinrichtung „CARAVAN“ im Integrationshaus gefeiert wird, gibt es kaum noch jemanden im „Haus“, der oder die sich an die Zeit vor 2001 wird erinnern können. Als „Zeitzeuge“, Mitgründer und langjähriger Leiter dieser „Institution“ möchte ich hier vor allem daran erinnern, wie sie denn eigentlich zustande kam: 1997/98 beteiligen sich das Integrationshaus, die Asylkoordination und andere Organisationen an der Kampagne „Menschenrechte für Kinderflüchtlinge“. Es werden unter anderem „Clearingstellen“ für unbegleitete Kinderflüchtlinge gefordert. Im Auftrag des damaligen Bundeskanzlers Klima wird das Integrationshaus mit der Erstellung eines Konzepts für so eine Clearingstelle betraut. Im Jahr 2000 hat der Europäische Flüchtlingsfonds (EFF) Kinderflüchtlinge als Schwerpunkt-Thema gewählt und mit einer Drittel-Finanzierung von fünf Clearingstellen das lähmende Patt im Kompetenzstreit zwischen den Landesjugendämtern und dem Innenminister aufgehoben. In Wien öffnete das „Projekt Caravan“ im vierten Stock des Integrationshauses mit einer Kapazität von 25 jungen Burschen und Mädels im November 2001 zunächst als Clearingstelle für UMF. Am 4. Dezember 2001 nehmen wir mit den Nigerianern Andy und Abubakar und dem jungen Russen Koba die ersten drei Bewohner in Caravan auf. Als Sozialpädagoge mit langjähriger Berufs- und Leitungserfahrung hatte ich die schmeichelhafte und herausfordernde Aufgabe, diese Einrichtung turbulente und erfolgreiche 13 Jahre lang zu (beg)leiten. Aus der Clearingstelle wurde mit der Einführung der „Grundversorgung für hilfs- und schutzbedürftige Fremde“ im April 2004 eine Einrichtung zur langfristigen Betreuung von UMF. Im Jahr 2008 wurde uns der Status einer „Einrichtung der Vollen Erziehung“ im Rahmen der Jugendwohlfahrt (heute „Kinder- und Jugendhilfe“) zuerkannt und seit 2012 betreut die Einrichtung im Rahmen eines Vertrages mit der Wiener KJH zwei WG-Gruppen mit minderjährigen Geflüchteten. Ich wünsche hiermit den Mitarbeiter*innen und Bewohner*innen „Alles Gute zum Geburtstag“ und eine gedeihliche Zukunft!

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