Gute Zeitung 29b

Die aktuelle Gute Zeitung berichtet über 20 Jahre Grundversorgung: Im Grunde versorgt reicht nicht aus!

„Die Einführung der Grundversorgung vor 20 Jahren war damals ein Meilenstein für die Sicherstellung der Versorgung und Unterbringung von Schutzsuchenden, wobei man in der Umsetzung dann aber auf halbem Wege stehengeblieben ist“,
bedauert Andrea Eraslan-Weninger, ehemalige Geschäftsführerin und heutiges Vorstandsmitglied.

Die Grundversorgung ist für Asylwerber*innen, subsidiär Schutzberechtigte und andere Schutzsuchende der Rettungsschirm vor dem sozialen Abgrund. Es ist das Mindestmaß an Unterstützung, um Obdachlosigkeit zu verhindern, um erste Schritte in die Ankunftsgesellschaft und somit in ein selbständiges Leben zu setzen. Die aktuelle Debatte um Taschengeldkürzung und verpflichtende Arbeitsleistungen ist reine Wahlkampfrhetorik und geht an der Realität vorbei: unsere Erfahrung zeigt, dass das Geld der Grundversorgung den Alltag kaum abdecken kann und geflüchtete Menschen durch den massiv eingeschränkten Zugang zum Arbeitsmarkt zur Untätigkeit gezwungen sind. Auch wir Organisationen können mit den verfügbaren finanziellen Mitteln Betreuung und Unterbringung nur sehr schwer abdecken, gerade auch, weil unter den Geflüchteten oftmals besonders vulnerable Menschen sind, die entsprechende Betreuung brauchen, wie sie im Integrationshaus angeboten wird.

Es liegt uns am Herzen, geflüchteten Menschen die Chance auf Integration in Österreich zu geben. Dafür braucht es aber einheitliche, verbindliche Betreuungs- und Beratungsstandards in allen Bundesländern. Nur das gibt den Betroffenen Sicherheit und Orientierung, unabhängig davon, in welcher Organisation sie Hilfe bekommen. Weiters fehlt es an Clearingstellen im Erstaufnahmeprozess, damit Schutzsuchende von Anfang an jene Betreuung bekommen, die sie brauchen!

Besonders wichtig wäre, Schutzsuchende rascher aus der Inaktivitätsfalle zu holen: es braucht für sie leistbare Mobilität im öffentlichen Verkehr und österreichweit ein Angebot an integrationsfördernden Maßnahmen wie Deutschkurse, berufliche Qualifizierungsmaßnahmen und einen rascheren Zugang in den Arbeitsmarkt, damit „Integration ab Tag 1“ auch tatsächlich Realität werden kann.

Nach 20 Jahren Grundversorgung ist es auch höchste Zeit für den nächsten Meilenstein, nämlich die Schaffung von Rechtssicherheit und einer Existenzsicherung für die Zeit nach der Grundversorgung. Eine der wichtigsten Maßnahmen dafür wäre ein flächendeckendes Angebot an Startwohnungen, um nach der Anerkennung des Schutzstatus zu menschenwürdigen Wohnverhältnissen zu verhelfen, und die Etablierung eines Systems für die soziale und berufliche Integration, um Menschen mit einer Bleibeperspektive ein selbständiges Leben zu ermöglichen.

Mehr als ein Dach - das ist das Integrationshaus für Said aus Somalia. Mehr über seine Geschichte und die Grundversorgung gibt es in der aktuellen Guten Zeitung

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