Birgit Denk im Interview

Titelbild der Guten Zeitung mit Kindern aus dem Integrationshaus, ihrer Betreuerin und Sängerin Birgit Denk

Die Sängerin und ausgebildete Sozialpädagogin Birgit Denk besuchte die Kinderpsychologin Gwendolyn Ploberger im Integrationshaus. Gemeinsam sprachen sie über die Herausforderungen im Kinderprojekt „Bärenstark“ und die Betreuung der Kindergarten- und Schulkinder im Integrationshaus.

Birgit Denk: Das Erste, was mich interessieren würde: Integrationshaus und Kinder, wie ist das?

Gwendolyn Ploberger: Es waren immer schon ziemlich viele Kinder bei uns, weil das Wohnheim im Integrationshaus hat einen Schwerpunkt und zwar alleinerziehende Mütter mit vielen Kindern und wir haben auch zwei Kinderpsychologinnen im Haus. Beate für die Kindergartenkinder bis sechs, und mein Fokus liegt auf den Schulkindern. Denn Kinder haben es doch ein bisschen schwieriger in den ersten Jahren in Österreich und wir sind ihre Begleiterinnen.

Birgit Denk: Die Kinder, die jetzt im besten Fall entweder in den Kindergarten oder in die Schule gehen und dort versorgt sind, haben eh ihre Familie da, Papa, Mama, Schwester, Bruder. Warum braucht es dann eigentlich die Kinderprojekte?

Gwendolyn Ploberger: Die meisten kommen aus Großfamilien, das ist schon der erste Schock, dass das wegfällt. Dass das gewohnte Familiensystem fehlt und man mal zur Tante, zur Oma gehen kann, wenn irgendwie die Mama keine Zeit hat. Und das versuche ich ein bisschen zu ersetzen. Und ich sag ja nicht: „Hallo, ich bin jetzt eure klinische Psychologin“, sondern: „Ich bin für euch da“. Also so ein bisschen wie die Tante, wo man sich auch ausheult oder vielleicht Sachen erzählen kann, die man der Mama noch nicht erzählen will. Und Schulplätze und Kindergartenplätze gibt’s ja tatsächlich, nur da sitzen sie dann halt mal und verstehen die Sprache nicht und sind eigentlich Außenseiter*innen und darauf sind die meisten Pädagog*innen nicht vorbereitet. Das heißt, da fehlt ganz viel, was die Kinder eigentlich bräuchten, um sich in der eh schon fremden Umgebung behaupten zu können.

Birgit Denk: Ich denk mir, das sind Kinder mit Fluchterfahrung und auch Kinder, die sich wirklich im Wald verstecken haben müssen und ähnliches. Was tut ihr da?

Gwendolyn Ploberger: Also wir schauen, dass wir das mit stabilisierenden Maßnahmen abfangen und ihnen vermitteln: Ihr seid in Sicherheit. Und der Mutter erklären wir, wie sie mit dem Kind über diese „Wald-Situation“, die es durchaus oft gab, reden kann. Kinder haben ja irrsinnig viele Ressourcen, nicht jeder, der traumatische Erlebnisse hatte, braucht eine Therapie.

Birgit Denk: Also das Integrationshaus macht so Dinge, bei denen man sagt, na eh klar gehört das gemacht, na selbstverständlich ist das notwendig. Aber ist das auch finanziert?

Gwendolyn Ploberger: Nein, aber zum Glück hat das Haus viele Spender*innen. Kinder sind eigentlich nicht vorgesehen in der Phase als Asylwerber*in eine Unterstützung zu bekommen, weil der große Nachteil der Kinder ist: Die sind nicht so auffällig, denen geht’s schlecht, aber keiner merkt es. Später würde es dann auffallen. Also ein Kind, das jetzt nach Österreich kommt mit diesen Voraussetzungen, ohne diese Unterstützung am Anfang, die werden dann sicher auffällig sein.

Das gesamte Interview und mehr zu den Betreuungsprojekten für Kinder nachzulesen in der Guten Zeitung

Danke an Birgit Denk für das Gespräch!

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